Förderverein St.Ulrich Heinrichs e.V.
Förderverein St.Ulrich Heinrichs e.V.

St.Ulrich - Historisch

Der Altarraum ist reichhaltig mit Fresken geschmückt:

 

Nordwand:

 

Petrus mit Schlüssel:

Ich glaub an got vater almechtige Schepfer himeliz und der erd

Andreas mit Schrägkreuz:

Und in ihn eingeborn son unsern hern,

Jakobus d.Ä. mit Muschel:

der entpfange ist von de heilige geiste,

Simon mit Handgriff der Säge   

Schrift nicht mehr entzifferbar

Ostwand:

 

Matthäus mit Beil:

Sitzt zu der rechte hede gotes des almechtige vatt,

Bartholomäus mit Messer:        

Gekrueziget, gestorbe u begrabe niedergefaren zu der hel,

Johannes mit Kelch:

Am dritten tag wiedir auferstanden,

Thomas mit Lanze:

Von den totten aufgefahre zu den himeln

Westwand

 

Philippus mit Stabkreuz:

der sund uf erstendog des fleis und das ewige lebe amen

Jakobus minor mit Geigenbogen:          

zukunfftig ist zu urteln die lebe du tott,

Thaddaeus mit Keule:                  

Ich gleub i den heilige geist i die heilige kirch,

Paulus mit Schwert:      

r wnunne gemein schaft d heilige ablas             

Die Fenster der Sakristei wurden als Sandsteinmaßwerke erstellt, die mit Buntglas ausgefüllt wurden. Das Kreuzrippengewölbe bildet eine Art Thronhimmel über den halblebensgroßen Figuren des Heiligen Oswald, Bonifacius und Ulrich, darüber Christus, ganz oben befindet sich die Kreuzblume 

Der Altarraum der Kirche hat einen etwa quadratischen Grundriss, oben abgeschlossen durch ein Kreuzgewölbe, dessen Schlussstein im Gipfel durch einen Christuskopf gebildet wird.

Die vier Kappen des Gewölbes zeigen die Attribute der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lucas und Johannes und die Bildnisse der vier Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregorius.

 

Den Altarraum umschließen die Bilder in drei Etagen. Betrachtet man von links nach rechts, findet sich zunächst im oberen Teil des nördlichen Bogenfeldes die Krönung der Jungfrau Maria. Dabei ist in der Darstellung eines Baumes auf das wiedergewonnene Paradies hingewiesen.  Darunter der Tod der Maria. Um das Bett der Sterbenden die 12 Apostel und in der Mitte Jesus, der die Seele der Maria in Gestalt eines Kindes im Arm hält.

 

In eben dieser Höhe an der Ostwand halten zwei Engel ein Tuch, das in der Mitte den Christuskopf zeigt. Es stellt das Schweißtuch der Veronika dar, die nach der Legende Christus auf seinem Leidensweg nach Golgatha den Schweiß abwischen wollte. Es gilt als Symbol des Erlöserwerkes und die Fortsetzung dazu war offenbar die Darstellung des Jüngsten Gerichtes über dem Triumphbogen im Langhaus.

Zu beiden Seiten des Fensters sind Heilige zu sehen: Links der heilige Vincentius Levita (eine Inschrift deutet darauf hin) und rechts der heilige Oswald mit dem Raben auf dem Reichsapfel. Seine Darstellung taucht in der Kirche noch öfter auf und lässt vermuten, dass man zu ihm eine besondere Beziehung hatte. Im Bogenfeld der Südseite eilt ein Einhorn auf eine sitzende menschliche Figur zu. Maria mit dem Einhorn symbolisiert die Menschwerdung.

 

Die darunter liegende zweite Etage der Malereien, wieder von links (Norden) nach rechts (Süden) zeigt die Apostel in einer von der Regel abweichenden Reihenfolge. Die Spruchbänder darüber zeigen in deutscher Sprache und gotischer Schrift das apostolische Glaubensbekenntnis. Jedem Apostel ist in einem Kreise ein griechisches Kreuz beigegeben. Zum Schluss erscheint noch die heilige Appolonia.

In der untersten Reihe sind über alle drei Seiten die 14 Nothelfer dargestellt, teilweise mit deutlich erkennbarer Beschriftung. Von den vier heiligen Jungfrauen sind Margaretha und Dorothea erhalten. Barbara und Katharina fehlen, sie sind vermutlich durch den Türeinbau zur südlichen Sakristei verloren gegangen.

 

Zwischen der Grundsteinlegung 1452 und der Kirchweih 1503 liegen genau 51 Jahre Kirchenbau der Heinrichser St.Ulrich Kirche.

In dieser Entstehungszeit ist die Bemalung des Kircheninnenraums anzusetzen. Da es üblich war, während der Kirchenbauarbeiten bereits Gottesdienste zu halten, könnte die Ausschmückung des Altarraumes bereits vor 1500 erfolgt sein.

 

Die Bemalung wurde nicht nur rein frescal ausgeführt, sondern in zwei Arbeitsgängen, die zeitlich auseinander lagen: dem Auflegen des Innenputzes und dem Aufstreichen einer dicken Kalkschlämme, die als Malgrund diente.

Der gesamte Hintergrund der Bemalung im Altarraum wurde hellgrau gestrichen, die Konturen anschließend meist mit schwarzen Linien vorgezeichnet. In den Bereichen der Gewänder sind einige Linien auch rot vorgezeichnet.

 

Die Porträts sind in einem einheitlichen Schema angelegt und wurden mit geringen Abwandlungen immer wieder verwendet. Die Kopfhaltung ist entweder leicht nach rechts oder links geneigt, nur zwei der Porträts sind im Profil dargestellt. Die Figuren sind in bodenlange Gewänder gehüllt, wo nur die Hände und manchmal die Füße sichtbar sind.

 

Die farbig ausgelegten Gewänder erhalten mit grafisch aufgesetzten Faltenwurflinien ihre plastische Form.

 

Die Gestaltung der Hintergrundflächen mit Ranken, Sternen, Punkten und Rosetten belebt auch diese Fläche. Im Gegensatz zu den frei Hand gezeichneten Sternen wurden die Rosetten mit Schablonen aufgebracht.

Wurden zur Reformation 1544 im Suhler Land die Wandmalereien im Kirchenraum überstrichen?

 

1818 wird ein Gerüst aufgestellt und dem Maler werden Farbtöpfe zur Verfügung gestellt, spätestens jetzt wurde der Innenraum neu gefasst und die Fenstereinfassungen mit gemaltem Rollwerk verziert.

 

Anhand der Gestaltung und Schichtenfolge der Überfassungen im Kirchenschiff ist eine zeitliche Einordnung möglich. Das sich die Schichtenanzahl der Kalkanstriche seit dem Ende des 19. Jahrhunderts soweit erhöht hatte und der Untergrund sich dadurch als nicht mehr tragfähig erwies, wurden einige Schichten 1881 entfernt und die wunderschöne Bemalung kam zum Vorschein.

 

Mit verschiedenen Freilegungsproben wurden im Altarraum, der Ost-, Süd- und Nordwand des Kirchenschiffs Bemalungen lokalisiert.

 

Aufgrund des Emporen-Einbaues 1703 ist eine Gesamtansicht der Innenwände des Kirchenschiffes nicht möglich. So wurde der Entschluss zur Freilegung der Bemalung nur für den Altarraum gefasst.

 

Im Sommer 1883 wurden auf Staatskosten die Wandmalereien im Altarraum freigelegt und im Stil der damaligen Zeit restauriert. Die Restaurierungsarbeiten wurden von den Gebrüdern Wittkop aus Lippstadt ausgeführt, beide waren an verschiedenen Denkmalobjekten tätig, hatten Erfahrung und künstlerisches Geschick.

 

Anhand der Hackspuren auf der bemalten Oberfläche ist die Freilegungstechnologie ablesbar. Das Messer hinterlässt einen Abdruck in der Bemalung und trennt auch die Originalschicht. Die entstandenen mechanischen Beschädigungen wurden durch eine vollflächige Lasur oder Übermalung geschlossen. Die Übermalungen halten sich in einigen Bereichen nicht an das Original. Der ehemalige hellgraue Hintergrund wurde beige eingetönt überfasst und die Konturen mit einem dunklen rot nachgezogen.

 

Die Wandmalerei stellt sich nach dieser Restaurierung 1883 in einem geschlossenen Bild dar!

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